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Sonntagnachmittag um 16 Uhr –
die Sonne scheint und für eine kurze Zeit ist absolute Ruhe. Aber ich möchte und werde jetzt trotz dieser ungewöhnlichen Ruhe hier und dem Sonnenschein meinen Blog schreiben da ich in der letzten Woche wegen des vollen Arbeitstages kaum Zeit für ein Telefongespräch hatte.
Zuvor sage ich schon mal, ohne meine Freunde und guten Kontakte hier wäre es in meinem Alter verrückt noch diesen täglichen Stress bewältigen zu wollen.
Diese Woche zeigte wieder einmal wie abhängig ich von den Kontakten bin.
Sonntag letzter Woche. Wegen dem wirklich miesen Regenwetter fiel mein Spaziergang über den Flohmarkt flach. Meine Freunde aus Köln und ich hätten so gern einen gemeinsamen Bummel dort gemacht. Es regnete und das Wasser lief von der Terrasse über mir durch die Decke an drei Stellen neben mein Bett ins Schlafzimmer. Die Nachtmusik war ein permanentes Tropf Tropf Tropf. –
Nun hatte ich den ersten Glücksfall in dieser Woche Meine Nachbarin Eva hatte durch den Eigentümer darüber einen Wasserschaden im Wohnraum und eine Mannschaft um den Schaden zu beheben. Und dann hatte ich Glück. Sie gab diese junge Mannschaft frei um mir wenigstens mit dem Wasser zu helfen. Um 10 Uhr waren die beiden jungen Baumeister bei mir angesagt und standen auch pünktlich vor der Türe. Wir konnten uns kaum mit Worten unterhalten, sie sprachen nur spanisch und rumänisch und mein Spanisch musste ausreichen um ihnen meine Wünsche klar zu machen. Als sie die Wasserlöcher sahen brauchte ich keine Sprache mehr – sie hatten sofort verstanden.
Es standen an : die seit Jahren von mir installierte Wendeltreppe in Metall sollte weg, darunter die Platten waren wohl so kaputt dass das Wasser durch die Fliesen in die Decke kam und bei mir neben dem Bett den Ausweg hatte. Diese beiden jungen Männer und ihr Auftreten machten mir Hoffnung endlich mal keine Schwätzer vor mir zu haben sondern Männer die zu ihrem Wort wohl stehen würden.
Eine Stunde später hatte ich auf meinem Handy einen klaren Kostenvoranschlag für die geplanten Maßnahmen. Treppe entsorgen, 40 qm Dachterrasse neu dichten, und die Terrasse streichen. Ja, ich war einverstanden. Und los ging es.
Und kein Geschwätz untereinander – ich dachte ich bin im falschen Film. Nach kurzer Zeit lag die Treppe zersägt und abholbereit vor der Wohnung. Noch am Nachmittag war sie entsorgt. Am Abend waren die jungen Männer fertig und mussten am nächsten Tag noch einmal zu Eva die restlichen Arbeiten machen.
Am Dienstag hatte ich gegen 11 Uhr ein Treffen mit einer sympathischen spanischen Maklerin, die zwei Interessenten für die große Wohnung als Mieter für den Sommer hatte. Auch da hat mich gerade eine junge bildhübsche Frau fasziniert, Mischung Spanisch-Kolumbianisch, die sich aus der Stadt nach hier oben für elf Monate zurückziehen wollte. Wo war der zugehörige Partner? Ein Amerikaner, der derzeit in der Ukraine den Soldaten dort hilft. Was für eine verrückte Welt.
Auch interessant, hier auf der Insel darf man höchstens für elf Monate vermieten, darüber hinaus hat der Mieter ein Recht auf einen Dauermietvertrag. –
Der Dienstag war noch voll von Arbeit. Nachdem die Maklerin die Wohnung verlassen hatten kamen meine “Jungs” und brachten mir den Kostenvoranschlag um diese rd. 120 qm große Wohnung zu renovieren dazu den Außenbereich der
großen zugehörigen Terrasse wo die Fliesen neu bearbeitet waren. Ja, ohne diese Renovierung konnte ich die Wohnung nicht auf den Markt bringen. Ja, und los ging es.
Derweil kam Conny, meine deutsche Gärtnerin mit 4 Nordmarokkanern um den Garten total durchzuschneiden. Und los ging es – auch hier keine Schwierigkeiten mit dem Einsatz der Männer. Die Masse von Schnitt wurde zur Straßenseite unten gebracht, ein LKW mit Greifer sollte den Berg Grün-Müll abholen. Und ran ging es.
Nun ging es ums Geld. Ich bat meinen Freund Bernd, der heute mit dem Wagen von hier in Oerlinghausen angekommen ist, mich zur Bank zu begleiten. Angst hatte ich wenn mir etwas mit dem Wagen auf diesen verrückten im Bau befindlichen Straßen passieren würde dass ruck-zuck meine Tasche mit viel Geld verschwunden wäre. Bernd und ich haben die Kohle reingeholt, habe erst mal die Handwerker für die Terrasse bezahlt und den doch großen Rest in meinen kleinen Tresor.
Und meine Jungs total zuverlässig. Der “Anführer” kam auf die Idee wie wir in Deutsch die Sache regeln könnten. Er schreibt den Text auf Spanisch ins Handy und lässt das auf Deutsch übersetzen. So bin ich immer informiert. Keine großen Texte aber Zeit ect. super.
Der erste Lichtblick in dieser Woche war meine Verabredung zum Mittagessen mit meiner Freundin Margot in Gertrudis. Was ist das schön für mich solch eine Freundin hier zu haben die auch den großen Teil des Lebens hinter sich hat, die so positiv auf mich wirkt abgesehen von der köstlichen Marmelade, die beim Abschied immer gegen Leergut und aktuelle Wohnzeitschriften den Besitzer wechseln. Das meine ich mit den Freunden, die mir den Aufenthalt hier auf der Insel nur erträglich machen.
Am Donnerstag half ich mit Rat und etwas Tat auf der Baustelle mit. Ich meine bei der Renovierung meiner demnächst zu vermietenden Wohnung. Auf der Großbaustelle an meiner Grenze wurde gehämmert und die Bulldozer schleppten und schleppten. Die Männer, die dort arbeiten sind alle auch sehr jung und viele Afrikaner wie ich sehe wenn sie morgens ankommen. Um 20 Uhr war da noch ein erheblicher Krach. Da ist aber meine Miteigentümerin Eva an den Zaun und hat denen die Meinung zugeschrien. Und dann war plötzlich Schluss. Bis 19 Uhr höchstens erlaubt.
Am Freitag war ich um 10 Uhr mit meiner Freundin Jenny, der Frau meines Autovermieter Paco , operiert auf Malle und immer noch total in Schmerzen, verabredet. Mir war 10 Uhr eigentlich zu früh weil dann noch die riesigen LKWs hier durch die Anlage die Straßen hochfahren und es kaum Möglichkeiten gibt ihnen auszuweichen. Aber ich hatte Glück. Etwas zitterig kam ich auf der Hauptstraße an und ab in die Stadt auf den öffentlichen Parkplatz. Jenny war viel besser drauf als zu der Zeit als ich hier ankam. Und wir haben wie immer draußen in unserem kleinen Cafe gesessen und erzählt. Das war nach fast zwei Wochen mein erster Besuch in der Stadt. Und wie meist auf dem Rückweg zum Parkplatz bin ich kurz rein bei Zara.
Wie ein Verdurstender habe ich in den Auslagen gesucht. Und gefunden. Und dann bin ich raus – mit 115,–Rechnung und war so happy. Es kommt doch der Sommer. Und wenn ich hier an die Tausende denke die ich hier im Moment einsetze brauche ich doch kein schlechtes Gewissen zu haben, oder?
Am Freitagabend hatte mich Herr Joos, ein guter Bekannter hier aus der Can Furnet Eigentümergemeinschaft, zum Abendessen eingeladen. Er war nach langen Monaten wegen der total schwierigen Straßenverhältnisse in der Urbanisation wieder aus Stuttgart eingeflogen. Seine Frau kommt jetzt nach und wir fuhren, nein er fuhr uns nach Talamanca wo wir am
Wasser einen kleinen Tisch fanden und ich hatte das erste Mal in all den Wochen das Gefühl im Urlaub zu sein. Es war sehr voll aber total gemütlich. Danke Ihnen Herr Joos für diesen tollen Abend.
Und gestern, am Samstag, war das Wetter ein Flohmarktwetter. Ich konnte aber nicht so früh auf den Markt , ich war einfach durch den Vorabend so müde und meine Jungs wollten auch am Samstag arbeiten. Und das taten sie dann zu Viert., Alles in Ruhe aber auf der Straße vor dem Haus hauten die Bagger den Boden auf. So konnte ich erst auf einer Schmalspur gegen 11Uhr meine Garage verlassen. Und ein Krach und ein Dreck. Die Männer können ja nichts dazu – das ist eine total schlechte Organisation auf die ich noch zu sprechen komme.
Ganz vorsichtig bin ich aus der Garage von Frau Haufe, wo ich freundlicherweise parken darf wenn sie in Deutschland ist, geleitet von den Bauarbeitern bin ich mit meiner alten Dacia rausgelotst worden. Und dann aber los auf den Markt. Was endlich mal etwas ohne Bauvorschriften oder Einschränkungen. Als ich auf dem Markt gegen 11,30 ankam war der reguläre Parkplatz total voll, ich auf den Ausweichplatz und los gings. Und die Sonne brannte und ich als ersten Kauf eine Schlägerkappe für 2,- Euro damit ich mir nicht den Kopf verbrannte. Nicht schick aber sinnvoll.
Dann bin ich durch die Reihen. Und ganz ohne Stress. Es war natürlich voll aber das störte mich nicht. Und wie habe ich mich auf das dort gemachte frische Spritzgebäck gefreut. Nur wo fand ich Schatten um zu essen.? Bin mal von dem Stand zu dem Stand gegangen, kurz darunter gestanden und gefuttert. Und dann kam die Versuchung. Eine Jacke – neu – sehr schick denke ich , Amerika, vielleicht so für nen Vierziger / Fünfziger aber für mich ? Ich habe sie anprobiert, passte super aber ich zögerte. Der nächste Rundgang und immer noch Zweifel 🙁 Wieder in der Hand gehabt, was wird Oberkassel dazu sagen.? Ich wollte handeln. Keine Chance. Selbst bei fünf Euro ein Kopfschütteln mit Nein. Und das Ende der Geschichte?
Morgen fliegt das gute Stück mit mir nach Düsseldorf zurück – mit dem Vuitton Koffer der hier schon Monate auf seinen Flug nach Düsseldorf wartet. Hoffentlich sehe ich nicht zu ludenhaft aus. Aber wer aus Ibiza von seiner Arbeitsstelle kommt darf so fliegen wie er möchte.
Während meines Besuches auf dem Markt habe ich mich telefonisch mit meiner Freundin Danijela in La Casita verabredet. Wir hatten jeden Tag über Handy Kontakt aber sie hat auch mit ihrer Firma so viel Arbeit dass wir nicht zu einem Treffen zusammen kamen. Aber das war gestern Mittag schön. Keine spanischen lauten Gäste, die kommen erst abends, super Qualität und wir hatten gute zwei Stunden. Am Abend war ich dann zu Hause und sah mir im RBB die Sendung 1989 an die mich an so viele Dinge wieder erinnerte da ich zu der Zeit in die noch bestehende DDR ging, jeden Abend durch die Mauer zu meiner Schlafstelle West und dort Jahre arbeitete und als erster Westdeutscher da versuchte den Leuten zu helfen. Heute noch so gute Freunde aus der Zeit mit denen noch ein enger Kontakt besteht.
So bin ich heute am Sonntag in Ruhe aufgestanden, Silvio ein guter Bekannter hier aus meinem Bereich hatte in Can Furnet zu tun und wir trafen uns hier. Als Bauingenieur hat er sich kurz die Arbeit meiner Jungs angesehen und war zufrieden mit dem bisher geleisteten Werk. Silvio ist der Mann dem ich ins Auto gefahren bin vor Monaten, seitdem verbindet uns eine gute Freundschaft. Auch so einer für den sich das Kommen nach hier lohnt.
Und jetzt geht so mein “Urlaub” hier zu Ende. Die ganze Comunidad wird im Moment in ihrer Eigenschaft in Frage gestellt. Ein neuer Eigentümer und eine junge Gruppe stellt den bisher Verantwortlichen eine Menge Fragen und auch die Stadt Eularia wird mit in die Diskussion heftig eingebunden. Alle sich frei fühlende Eigentümer sammeln sich in einer Gruppe mit heftigem Schriftwechsel über Mobil in Englisch. Was bin ich froh dass Ralf sich hier Eigentum gekauft hat. Und ich liefere bei Bedarf Infos aus den Vorjahren, aber aktiv mit in die Neuordnung mit einzusteigen – nein, nicht mehr.
So sind alle Straßen total durch die neuen Wasserleitungen aufgebrochen, provisorisch zusammen gebracht mit viel Sand und Mörtel und engsten Stellen zum Durchfahren. Wenn die Wasserleitungen dann endlich fertig sind sollen alle Straßen neu asphaltiert werden. Ist ja gut, aber es warten schon 17 Neubauten auf die Genehmigung. Das kann doch nicht sein dass dann wieder zig hunderte Riesentonner die Straßen zerstören. Das gibt noch heftige Kontroversen. So bin ich sowohl bei der Vorbesprechnung am 23. wie auch bei der Eigentümerversammlung am 24.05. dabei.
Hier müssen Profis in die Verwaltung, auf dem Weg sind wir jetzt.
Noch zwei Bemerkungen für die Kenner hier. Die große Villa von dem von Anhalt aus der Familie der Adoptierten ist jetzt nach Monaten verkauft worden. Der gefragte Preis von 7 Millionen wurde mit 4 Millionen nicht erreicht. Armer Anhalt, der lebt jetzt in Dubai. Auch ganz schön, oder?
Und noch so einer der wenigen Punkte die mich hier halten: ich hatte Euch ja von meinen Handwerkern erzählt. Und die müssen immer mal wieder Material holen. Und als sie unterwegs waren habe ich sie gefragt ob sie mir Anmachholz für den Kamin mitbringen könnten. Brico hat kein Kaminholz und auch kein Anmachholz mehr im Sortiment. Das Wort Anmachholz gab es wohl nicht in der Handy-Übersetzung. Da habe ich meine letzten Stücke vor den Kamin gelegt und ein Foto gemacht. Eine Stunde später: Die Türe war offen und meine beiden Jungs voll bepackt – der eine mit Anmachholz und der andere mit Kaminholz normal. Was habe ich mich gefreut.
Ihr werdet jetzt vielleicht verstehen warum ich mir überhaupt noch den ganzen Kram antue. Meine Freunde geben mir die Motivation. Und nicht weil sie hinter meinen Flocken her sind.
Hoffe ich habe Euch nicht gelangweilt – morgen um diese Zeit bin ich auf dem Weg zu Flughafen. Morgen früh noch volles Programm. Und was ich nicht schaffe bleibt eben einfach mal als nicht erledigt liegen.
Alle lieben Grüße – jetzt auf die Terrasse mit Zeitung und Weinchen.
Manfred





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