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Sonntagnachmittag
Nach einer Woche in Oberkassel mit Ausflügen nach Köln und Meerbusch heute Nachmittag wieder ein paar Zeilen zu den Dingen, die ich in der letzten Woche erlebt habe oder die mich beschäftigt haben.
Wie ich eben gelesen habe leben 44,6 Prozent der über 65 Jahren alten Frauen in Deutschland alleine und bei den Männern in dieser Altersgruppe sind es 20,7 Prozent. Und wenn ich mich darauf hin mal in meinem Freundeskreis umsehe, diese Angaben sagen aber nicht aus, dass diese Menschen sich traurig fühlen. Was wir brauchen, ich gehöre ja auch zu den 20,7 Prozent , sind Kontakte zu Freunden, zu der Familie und zum Umfeld. Und wenn Mann und Frau dafür sorgen müssen sie sich nicht sorgen. Sie müssen taff sein, auf ihre Familie und Freunde hören und auch mal auf den betreuenden Arzt. So habe ich keine Sorge um meine Freunde, sollte mehr auf meinen Arzt hören und etwas weniger arbeiten.
Da habe ich jetzt den Übergang zur letzten Woche – nach den fast unerträglichen Lärmtagen auf der Insel habe ich diese dann am letzten Wochenende genervt verlassen können.
Und das lange Wochenende hat mir dann so gut getan. Erstmals seit Jahren war ich nicht auf meinem Familienfriedhof in Bonn Allerheiligen. Seit Jahren kümmere ich mich persönlich um die Pflege und Wartung, auch das wird sich ändern, und ganz bald. Dazu später mehr und auch zu den Änderungen bezüglich Ibiza.
Am 2. Nov.. d.J. war nun mein Lebensfreund Michael drei Jahre tot. Mein Gott wie die Zeit vergeht und wie wir ihn alle vermissen. Meine Seelenfreundin Hanne ist nun seit einem Jahr nicht mehr unter uns. Auch das wird Folgen haben.
Die Folge des Todes von Hanne ist, dass ich die Wohnung auf Ibiza, in der sie seit Jahren mit Hubertus einen großen Teil des Jahres verbracht hat, verkaufen werde. Es ist eine mehr als 110 qm große wunderschöne helle Wohnung mit großer Terrasse und vor allem einer verglasten Terrasse , die wir so oft zu gesellschaftlichen Anlässen und leckeren Abendessen genutzt haben. Ich werde sie bis auf Einzelstücke voll möbliert verkaufen, ideal für ein älteres Ehepaar ,das gern einen Teil seiner Zeit auf der Insel verbringen möchte. Sicher wesentlich einfacher als ein Haus zu unterhalten und zu verwalten. Das mache ich derzeit mit unserer Verwaltung Siesta, von den anderen Miteigentümern kaum eine Spur zu erkennen.
Unser neuer Anwalt hat gut gearbeitet. Schon kurz nach meinem Besuch dort gab es einen Schriftsatz, dem ich in Deutsch folgen konnte, den ich verstand und dem ich umgehend zugestimmt habe. Es geht vor allem um das Wegerecht, das wir dringend zum Haus brauchen. Fehler unseres vormaligen Anwalts, der es versäumt hatte, bei Verkauf des Grundstücks diese Wegerechtsforderung an den neuen Eigentümer zu übertragen. Versäumt. Und nun den ganzen Vorgang noch einmal. Dabei sind zu den Lokales und ihrem Verkauf Schriftstücke beim Amt nicht mehr auffindbar. So ist es eben auf der Insel. Aber ich bleibe dran und werde mich arbeitsmäßig und kostenmäßig in der nächsten Zeit entlasten. Dabei werde ich den Verkauf von der Wohnung H/ I in den nächsten Tagen forcieren. Meinen Kaufpreis habe ich mit Euro 425.000,– festgeschrieben, nach Meinung meiner Freund sollte ich noch eine Schüppe drauflegen.
Soweit zu Ibiza. Von dem Fahrer des Wagens, den ich bei der stressigen Abfahrt angeknackst habe , habe ich noch keine Nachricht. Sein Verhalten hat mir gezeigt dass es auch anders geht als die häufigen Streits bei widersprüchlichen Meinungen.
Gerade hat mich Preecha, mein Freund aus Bangkok angerufen. Da ist auch noch das meiste an Hotels und Lokals geschlossen. Meine erste Reise in das ferne Ausland wird nach Bangkok gehen. Wir haben festgestellt,dass wir uns 25 Jahre kennen und zu den freien Zeiten viel zusammen unternommen haben.
Zurück zur zu Ende gehenden Woche. Ich hatte die ganze volle Woche keinen ! Außentermin. Zu Hause endlich weiter am vollen Schreibtisch, viel Geld unter die Leute gebracht, aber auch viel Freude gehabt.
Es fing mit dem Halloween an. Hiba, die Frau von Mohamed, hatte ihre drei Söhne so toll geschminkt und sie sind mit meiner ehemaligen Nachbarin Frau Jantze bei Sturm und Regen durch den Ort gezogen.
Am Tag darauf wollten Mohamed und ich den Touareg wieder mal auf die Straße bringen. Wohin ? Da fiel mir eine dass ich eine sehr schöne alte Buchmühle noch mit vielen anderen Dingen in meiner Garage in Nierst stehen hatte. Und da der Touareg einen recht großen Kofferraum hat hatten wir beschlossen die Buchmühle in Nierst abzuholen. Und was für eine Freude als mich meine Nachbarn erkannten. ” Sie kommen jetzt aber mal rein” so die freudige Aufforderung. Das Möbelstück eingeladen und ich machte meinen Besuch bei meinen Nachbarn mit denen ich 40 Jahre in friedvoller Nachbarschaft gelebt habe. Was war das dann für eine gemütliche Stunde . Herr Jantze kredenzte einen super Rotwein, aber in Maßen genossen bin ich dann aus dem gemütlichen Haus meiner ehem. Nachbarn ins Nachbarhaus, das mein Freund Michael noch beim Sterben verfügt hatte, dass Mohamed und Familie dort wohnen bleiben könnten. Die Erben hatten dem Wunsch des Verstorbenen zugestimmt und die Kinder wachsen in einer so guten Umgebung auf was man ihnen auch anmerkt. Die zwei älteren Jungen gehen jetzt mit Erfolg in die erste und zweite Klasse, und der Jüngste, dessen Geburt Michael noch mit erlebt hatte, ist der kleine Clown der Familie, total pfiffig und clever. Dem Jungen merkt man an dass er in Deutschland geboren ist. Und während ich bei Mohamed noch etwas sitzen blieb und mich auch mit seiner Frau Hiba zu unterhalten versuchte, kam der kleine Bursche mit seinem Sammelsack von Halloween zu mir und übergab mir großzügig eine Packung Maoam als Dank für die DVDs die ich seinem Vater immer für ihn mitgebe. Hiba lernt jetzt auch Deutsch über die Schule und Tablet, alles geht einen guten Weg wenn Mohamed nur die Mittel für den LKW Führerschein bewillig bekommt da er wegen der körperlichen Einschränkungen – vom Arzt bestätigt – nicht mehr auf Baustellen arbeiten soll. Und ich habe mich informiert, es werden derzeit 15.000 LKW Fahrer gesucht. Und so ein Führerschein kostet sage und schreibe zwischen 8.000,– und 12.000,– Euro. Und er lernt jeden Tag einige Kapital in den Unterlagen, da sind viele spezielle Ausdrücke zu erklären die man erst mal verstehen muss.
Weg aus Nierst wieder nach Oberkassel. Einfach gut zu leben hier. Meine neuen Mitbewohner alle bisher sehr nett, auch hier im Haus findet ein Generationswechsel statt, der dem Haus gerade in einigen Bereichen sehr gut tut. Mann kann mit den jungen Leuten sprechen, sie sind freundlich und verstehen wenn ich bitte dies oder das zu tun oder zu lassen.
Und zum eigenen Familienclan. Meine Tochter hat nach Absprache mit mir in dem Geschäft in meinem Hause hier eine Aushilfsstelle für die Weihnachtswochen angenommen. Sie konnte die Zeiten so vereinbaren dass sie sechs Stunden arbeitet und hat den anschließend wieder Zeit für Lumi, entweder arbeitet sie die Zeit morgens oder nachmittags. Und sie ist ganz happy in diesem Bereich wieder mal im Verkauf arbeiten zu können.
Der gestrige Samstag war mein Samstag den Mohamed mir immer als Fahrer und Freund widmet. Wir fuhren traditionell nach Köln-Nippes wo wir unsere Freunde zum Kaffee trafen. Mohamed stromerte über den Markt um für seine Familie Obst einzukaufen was so gegen Mittag dann doch im Preis sehr gezielt nach unten geht. Und ich bekomme dann beim Aussteigen In Düsseldorf immer Angebote, die ich in kleinen Mengen annehme.
Auf der Rückfahrt in Richtung Düsseldorf habe ich gebeten doch über Neuss zu fahren. Ich wollte gern doch zu meinem jungen Friseur in dem Laden, den ein Syrer vor längerer Zeit eingerichtet hat. Mohamed parkte kurz und wir sahen mehr als ein Dutzend Syrer vor dem Laden sprechen, eine weitere Gruppe war im vollen Laden. Natürlich Wochenende. Mo fragte den Meister wo der junge Kollege wäre, ich würde so gern die Haare geschnitten bekomme. Auch hier sind Beziehungen wichtig. Er wies mich hektisch auf einen leeren Stuhl und sagte der Kollege wäre zum Essen und käme gleich wieder. Ich in den Stuhl und ab in Wartestellung. Was mögen die anderen Kunden nur gedacht haben.? Nach etwas längerer Wartezeit kam der junge Mann wieder und lächelte und machte mir wie immer den Kopf wieder straßenfähig. Mohamed wartete die Zeit auf mich draußen und wir gingen dann zu Kodi und Thedi die in der Nähe liegen. Bei Kodi gibt es für Lumi die Leckerchen die er so mag . Und für mich kaufe ich dort immer die Sachen die ich fürs Büro brauche.
Und dann gab es zur Belohnung ein frühes Abendessen bei der Türken auf den Hauptstraße. Mensch war das voll dort, es war so gegen 16 Uhr – nicht ein Tisch frei. Dreißig Tische , alle besetzt. Wir konnten auf den zugigen Flur wo die Ware angeliefert wurde. Nee, so hatte ich mir das Essen mit Mo am Wochenende nicht vorgestellt. Ich noch mal rein ins eigentliche Lokal, eine junge Frau die bediente etwas flehentlich gebeten und ich bekam einen ganz versteckten kleinen Tisch für unser Essen zum späten Nachmittag. Das, was ich gern wollte, war nicht da, ich habe mich zu kleinen Frikadellen mit Salat und Pommes entschieden. Der Salat war sehr lecker, die Frikadellen habe ich dann meinem Freund angeboten der sie dann noch zusätzlich zu seinen Spießen verputzt hat. Das frische runde Fladenbrot, das gerade aus der Backstube kam, habe ich stückweise mitgenommen. Was das mal lecker nach der Normalbäckerei des täglichen Bedarfs.
Nachdem Mo dann gefahren war habe ich mit die Nachrichten angemacht, was ist das für ein Getöse im Moment, und dann die Flasche Wein für den Abend aufgemacht. Und das ist bei mir seit Ibiza nicht mehr so einfach. Meine Hände und auch kleine Stellen am Körper wehren sich gegen den Stress der letzten Wochen, so meine Hautärztin. Meine Hände sind so empfindlich geworden dass ich kaum etwas ohne Handwerk aufmachen kann. Sie werden langsam besser aber gerade wenn ich draußen bin trage ich die Baumwollhandschuhe aus der Apotheke. Die schützen. Und auf der Maschine kann ich hier nur schreiben weil die Fingerkuppen zwar auch total empfindlich sind aber nicht schmerzen.-
Und dann kam der gestrige Abend. ZDF – Thomas Gottschalk und Michelle Hunzinger in “Wetten dass” ? Bitte, wenn ich als
einfach zufriedenstellend beurteilt werde, sei`s drum. Es hat mir so gut getan mal wieder alte Gesichter auf der Mattscheibe zu sehen. Intellekt ist gut, aber müde am Samstagabend nach einem langen Tag, was habe ich das Fernsehen genossen.
Aber ich kann auch anders. In der Woche den ” Tod in Venedig ” von Visconti gesehen, was eine tolle Arbeit. Und in den Tagen zuvor einen Film von Donna Leon. Venedig wurde wieder bei mir so lebendig. War ich in den Jahren vier Mal dort, wunderschön mit meiner Tochter und mit den Freunden Michael, Tahir und alleine. Ergebnis dieser Filme ? Verena und ich werden im Februar dorthin reisen, mein Geschenk an die Tochter zum Geburtstag. Wolfgang aus Berlin hat mir die Unterlagen zu einem tollen Hotel geschickt, nur ein paar Minuten vom Markusplatz zu Fuß.
Und das Ergebnis dieser Woche ? Bitte weniger Stress, weniger Aufregung. Es warten Venedig und Bangkok auf mich.
Ich gehe selbst mit mir ins Gericht. Ob das etwas nutzt ? Ich versuche es wenigstens und werde ab und zu um Hilfe bitten.
Die Sonne geht langsam unter – ich wünsche Euch allen einen ruhigen Sonntagabend.
Manfred





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