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Es ist heute ein herrlicher sonniger Sonntagmorgen.
Was für eine verwirrende Woche liegt hinter uns.
Dieses Gezerre um die Wahl des amerikanischen Präsidenten konnte man nicht mehr mit verfolgen. Und das wird noch eine Weile so weiter gehen bis der selbstverliebte Macho endlich die Bühne räumt.
Aber persönlich war das eine so gute Woche für mich hier auf der Insel.
Nach den stressigen Arbeiten der Vorwoche habe ich nun die erste Urlaubswoche für mich – seit langer langer Zeit – genossen.
Mein Lebensfreund Michael ist vor zwei Jahren gestorben, mit einem Frühstück in Gedanken an ihn habe ich die Woche begonnen. Was für ein Glück ,dass er diese Zeit mit Corona nicht mehr miterleben musste.
Seine Freundin Andrea und ich haben viel an ihn gedacht und darüber gesprochen wie sehr er uns fehlt.
Am Dienstag hatte mein Freund Wolfgang in Berlin Geburtstag, auch er und sein Mann haben einige gesundheitliche Treppen zu steigen. Aber wir haben uns zum Geburtstag gesprochen und uns eine gute Zeit gewünscht.
Und ich merkte, wie gut mir die freie Zeit bekommt. Denn Mittwoch war ich mit Danijela bei Hühner Karl verabredet zum späten Mittagessen, der Kabeljau hat mir sehr gut geschmeckt. Hühner Karl ist dafür bekannt, dass er auf der Insel die besten Rouladen mit Rotkohl fabriziert. Und da Michaels Rouladen mir ja nicht mehr gemacht werden habe ich für morgen bei Hühner Karl um 13 Uhr die Roulade bestellt. Sonst sind sie rucki zucki ausverkauft. Und mir fällt immer mehr auf,dass ich Urlaub habe. Morgen bisher keinen Termin bis auf die Rouladen. Was geht es mir gut !!
Den Donnerstag habe ich für mich gebraucht, für den Garten und für meine Wohnung. Und am Freitag kamen dann Levy und Marilena und erfüllten mir meine Wünsche. Levy machte die Wasserleitung wieder mit der Bohrmaschine an der Wand fest. Er stellte den Schlauchwagen ein den ich bei Brico im Sonderangebot gekauft hatte, deutsche Ware von Gardena. Nun muss ich nur sehen, dass er nicht geklaut wird aus dem Garten. Wenn ich zurückfliege kommt er unter Verschluss. Marilena machte mir die Wohnung schön und als sie mittags fuhren tat ich einen tiefen zufriedenen Atemzug.
Und dann kam der Samstag. Hatte mir alles vorgenommen was ich als dringend achtete. Nur, als ich wach wurde hörte ich, dass es regnete. Nun ja, zum Einkauf nicht wichtig aber für den Flohmarkt den ich doch so gern besuche. Regen gehört und noch einmal umgedreht. Dann gefrühstückt und den Plan erst einmal abgearbeitet. Zur Tankstelle, zu Brico weil ich Anmachholz für den Kamin, der jeden Abend brennt, brauchte.
Ganz schöne Ladung von Holz, und, noch nie erlebt, von der Kassiererin wurde ein Mitarbeiter gerufen der mir die Säcke zum Wagen trug. Donnerwetter, das war vor einem Jahr noch nicht so.
Auf der Rückfahrt fuhr ich bei Lidl an. Mein Gott was war da los.!! Kein ich Parkplatz, und wenn die Kunden rauskamen dauerte es so lange bis sie mit viel Geduld jeweils den Wagen packten. Ich hatte einen Parkplatz im Blick. Die beiden Mitdreissigerinnen hatten so viel Zeit. Und sahen mich ungeduldig an weil ich wartete. Dann endlich durfte ich hoffen. Von wegen. Sie brachten den Wagen zurück zur Sammelstelle und trafen unterwegs andere Kunden mit denen sie dann geduldig ein Schwätzchen hielten. Am liebsten wäre ich aus dem Wagen und hätte ihnen die Meinung gesagt. Aber nein, ich bin doch im Urlaub.
Und endlich war ich im Laden. Wenn es eine Ansteckungsstelle auf Ibiza gibt dann in dem überfüllten Lidl.
Die Kunden schoben die Kinderwagen vor sich her, andere standen an den Theken und lasen mit Ruhe die Bestandteile durch die in der Wurst sein sollten, und Trauben von Familien komplett denn draußen war es ja nicht so schön.
Endlich war ich wieder draußen. Die Sonne hatte sich durchgeboxt, es war angenehm und auf der Rückfahrt holte ich mir meine Zeitungen. Zu Hause angekommen musste ich fünf x vom Wagen zurück zur Wohnung um auszupacken. Und dann war ich erst mal richtig platt. Ich las ein paar Zeilen der Tageszeitung und ich merkte ich musste mich hinlegen. Und das tat ich dann auch.
Nach einer halben Stunde schien die volle Sonne auf mein Bett. Ich kurz gezögert und auf . Bei diesem Wetter wollte ich nach Monaten endlich mal wieder an den Strand. Und sofort die Sachen zusammengepackt, die neue Tageszeitung und die Klatschpresse und ab in den Wagen. Auf der Fahrt fiel mir ein, dass ich ja am Parkplatz zum Flohmarkt vorbei käme. Und die Sonne schien mir richtig den Weg zum Strand zu empfehlen. Doch am Markt vorbei wagte ich einen Blick auf den Parkplatz. Es waren Autos dort , aber natürlich nicht die Menge und ich hielt mich streng an mein Vorhaben Strand und fuhr ungebremst vorbei in Richtung Salinas.
Ich bin auf den Parkplatz, es waren Wagen dort, und habe mich dann auf den doch etwas langen Weg zum Strand gemacht. Dort angekommen fand ich einen guten Platz am Meer, meine Zeitungen ausgepackt , das Polo aus und dann fast zwei Stunden dort verbracht. Drei Personen waren zu erkennen, ein Mann stand in der doch starken Brandung und genoss die Massagen der Wellen.
Dann bin ich den doch langen Weg wieder zurück. Aber ausgeruht, gut informiert bin ich dann erst den Hügel hoch, etwas aus der Puste, vor 20 Jahren ging das dann doch mit weniger Luft holen. Auf dem Hügel drehte ich mich um und hätte am liebsten einen lauten Schrei vor Glück ausgestoßen. Aber mir fiel dabei kein passendes Wort ein 🙂 Also habe ich tief eingeatmet und richtig genossen. Ich habe ja Urlaub.
Und dann bin ich zurück zu meinem schönen Zuhause. Und wieder nichts Interessantes im Fernsehen.
Und so komme ich fast jeden Abend zum Lesen. Nur am Mittwoch sehe ich Wilsberg, den Krimi sehe ich so gern und er kommt bisher noch jeden Mittwoch im ZDF Neo. Wie war das vor zwanzig Jahren noch, kaum TV und kein Internet. Heute ist das alles kein Problem mehr.
Gerade habe ich die Sonntagszeitung geholt und daran gedacht, dass ich mein Leben in der kurzen Zeit die mir noch bleibt, doch auf mich selbst konzentrieren muss. Das zeigen mir die letzten Tage überdeutlich. Gestern Abend hörte ich ,dass ein guter Bekannter in Berlin im Krankenhaus um sein Leben kämpft, viel jünger als ich, als ich in der Woche meinen Kalender auf 2021 übertrug konnte ich erkennen, welche Menschen, die mir so viel bedeutet haben, inzwischen nicht mehr in meiner Nähe sind.
Und das in den letzten Monaten so übliche ” Manfred kannst Du mal oder Herr Jungbluth können Sie mal” werde ich ganz vorsichtig angehen. So vielen Menschen habe ich in den letzten drei, vier Jahren geholfen, mit Rat, mit Geld, und das werde ich jetzt ganz stark zu meinen Gunsten und zu Gunsten meiner Zeit entscheiden. Sie alle müssen weiter kommen,auch ohne mich, wenn ich nicht mehr bin.
Und all denen, die sich um mich kümmern ohne etwas zu erwarten, danke ich ganz doll. Da nenne ich niemanden, aber sie wissen ,sollten sie das lesen, wen ich meine. Die Tage jetzt zeigen mir wie es mir wichtig ist mein restliches Leben noch zu genießen. Ich stehe natürlich zu meiner Verantwortung, aber bitte ,ich brauche so Tage wie die letzte Woche um diese Verantwortung auch weiterhin tragen zu können. Ich denke an Jörg in Berlin und an Katrin, die jetzt eine ganz schwierige Zeit durchmachen. Jörg halte bitte durch.
Manfred





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