Wie schon vor einigen Wochen angekündigt werde ich heute, an einem sonnigen Septembersonntag, mich an einem Einstieg für meine Website versuchen.
Ein paar Dinge zu meiner Person muss ich vorab schicken. Wie kam es zu dem, was heute meine Wohnungen in Düsseldorf, Berlin und Ibiza in Bezug auf Möbel, Gemälden und Kunst auszeichnet?
Geboren in den Kriegswirren des 2. Weltkrieges in Bonn war meine Kindheit von diesen Umständen gezeichnet.
Mein Vater, der als Rechtsanwalt und Dr. jur sehr erfolgreich war, musste auch in den Krieg. Aber da er schon damals als Student einer Freundin nach Amerika auf einem Frachter nachgefolgt war, sprach er ein gutes Englisch und wurde so immer wieder aus den Kriegswirren heraus in die Kommandos abgeordnet um zu übersetzen und zu koordinieren.
Wir als Familie, meine Mutter, noch sehr jung, meine jüngere Schwester und ich wurden aus Bonn evakuiert und lebten auf Dörfern wie Stieldorf und Hadamar recht sicher aber auch einfach.
Und jetzt komme ich zu dem Mann, der mich geklont haben könnte. Meinen Großvater. Der Vater meiner Mutter, schon Anfang 70, aber er sorgte rührend für uns, ich kann mich noch so gut an ihn erinnern.
Er war es, der zwischen den beiden Weltkriegen sich so benahm wie ich es wahrscheinlich auch gemacht hätte. Er kam aus vermögendem Elternhaus, war schon um die Jahrhundertwende, sah ich auf Fotos von seinen Freunden, in Ägypten vor den Pyramiden, er reiste viel und soweit es sein Beruf als Jurist zuließ, besuchte er namhafte Versteigerungen und Auktionen. Und so sammelte er in seinem Haus in Bonn schon Werte, über die wir heute nur staunen können. Holländische Maler vor allem von heute unschätzbarem Wert. Seine Freunde erzählten mir als jungem Mann wo er sich überall hat sehen lassen. Als der Nachlass im Palais Schaumburg in Bonn seinerzeit versteigert wurde, die adelige Bewohnerin aus der königlich-kaiserlichen Familie war verstorben und wie heute gingen alles diese Dinge auf den Markt zur Versteigerung, war mein Großvater als einer der Ersten zur Stelle.
Ich erinnere mich wie heute, dass mein Großvater alle seine Gemälde auf die Rückwand eines großen Kleiderschrankes von innen hat aufheften lassen. So gingen sie mit uns sicher in die Evakuierung und kamen als Leinwände nach dem Krieg wieder zurück in ihre Bilderrahmen.
Und wo sind sie geblieben?
Durch zwei Einbrüche in dem Haus meiner Familie in Düsseldorf innerhalb von zwei Wochen verloren wir all diese Schätze – meine Eltern, meine Mutter und mein Stiefvater saßen auf einem Kreuzfahrtschiff vor der Küste Afrikas. Und ich las morgens in meinem Büro bei der Bank „ Anwalt auf Reisen, Einbruch in die Villa am Zoo in Düsseldorf” Da wurde mir erst langsam klar was passiert war. Zuerst alle Gemälde die greifbar waren, dann Silber und Schmuck, alles weg. Für mich der größte Verlust war das Gemälde, das meinen Großvater in Robe zeigte. Meine Großmutter, die für mich gefühlsmäßig meine Mutter war , gestorben Anfang der 60er Jahre, lag als Gemälde verstaubt und vergammelt auf dem Dachboden. Das war für mich ein Fund, den ich habe restaurieren lassen und der jetzt lebensgroß in meinem Lebensbereich hängt. Was für eine tolle und bescheidene Frau. Sie lebt immer noch total bei mir im Herzen. Ich war bei ihr als sie starb – unvergessen in meinem Leben.
Nach dem Krieg erlebte ich den Einmarsch der Amerikaner im Dürener Raum wo meine Familie die Burganlagen Blatzheim und Bodenheim mit der entprechenden Landwirtschaft bewirtschaftete.. Meine Großmutter war die Chefin von Burg Blatzheim, wo ich dann oft meine Ferien verbringen konnte. Im Burgweier bin ich um ein Haar ertrunken, konnte mich aber als Sechsjähriger selbst herausbringen.
Mein Vater kam aus der Gefangenschaft zurück – gezeichnet vom Krieg und starb leider schon im Jahr 1949 – und für mich stellte sich das Leben dann total auf den Kopf weil ich den kurz darauf vor der Türe stehenden Ersatz ablehnte als Vater zu akzeptieren.
Mein Leben veränderte sich total – ich wurde in eine Familie abgegeben, bei der ich die Liebe fand die ich so vermisst hatte. All diese Dinge dann vielleicht später mal in einem Lebenslauf um den mich so viele Freunde immer wieder bitten. Ich führte und führe kein gewöhnliches Leben. Mein Vorbild sind die Älteren, es gibt schon eine Reihe die auf die 90 Jahre zugehen. So wie Mario Adorf und andere Menschen, die noch mit klarem Kopf und Verstand wissen ,dass es kein unsterbliches Leben gibt, aber sich mit dem Gedanken auf die nahe Zukunft vorbereiten.
Und all das vorausgeschickt werdet Ihr mich verstehen wenn ich einen Teil meiner Lebenssammlung weiter geben möchte. Meine Tochter, die wieder in meine Nähe zurückgekehrt ist und ein junger Webdesigner, werden mich dabei unterstützen.
Unter dem Motto „ wer rastet der rostet” bleibe ich
Euer Manfred Jungbluth
text: mhjungbluth
pic: vjungbluth